Posted by Stefan Beck on April 16, 1997 at 17:27:45:
Ich moechte anlaesslich der Stumpf-
Ausstellung in der Frankfurter Galerie ak fuer
die Notwendigkeit einer verstaerkten
Auseinandersetzung mit den
Auswahlmechanismen des Kunstmarktes
argumentieren. Was genau der Stumpf da
eigentlich gemacht hat (siehe meine Kritik in
inter.zin), interessiert genauso im Hinblick auf
die Rolle der Kunstvermittler, die seine
Ausstellung erst moeglich gemacht haben,
namentlich Hans Sworowski und Konstantin
Adamopoulos.
Die Notwendigkeit von Kunstkritik scheint
von selbst gegeben zu sein; wer aber kritisiert
die Kritiker (womit ich alle meine, die
professionell ueber Kunst urteilen, nicht nur
Zeitungsschreiber)? Als Kuenstler ist
man/frau der Kritik schonungslos ausgesetzt,
bis hin zur persoenlichen Diffamierung. Ist
das umgekehrt auch fuer Kritiker moeglich?
Gibt es ueberhaupt Kritierien anhand derer
Kritiker kritisiebar waeren? Ich meine, dass
es nicht ausreicht, auf die vermeintlichen
Mechanismen des Marktes zu vertrauen; wie:
schlechte Kritiken liest niemand, oder, solch
eine Ausstellung sieht sich keiner mehr an.
Ich denke, bis ein solches Verhalten greift,
muss einer es schon sehr weit bringen. Die
Regel duerfte doch eher die sein, dass einer
jahrelang schlechte Sachen schreibt oder
Ausstellungen kuratiert, ehe es ihm/ihr
ernstlich an den Kragen geht.
Was also machen? Zuerst muss natuerlich die
Einsicht kommen, dass Kritiker nicht
sakrosankt sind und ex cathedra verkuenden.
Sie sind und muessen immer persoenlich
angreifbar sein. Hinzukommen muss
natuerlich auch die Auffassung des
Kuenstlers/erin fuer das eigene Werk
einstehen zu wollen. Dann ist es moeglich
selbst, als eigene Person, dem Kritiker
gegenueber eine eigene Meinung zu
vertreten. Kunst steht in erster Linie in der
Verantwortung jener, die sie machen. Alle
anderen sind zweitrangig. Der schleimige
Ammann wuerde hier wahrscheinlich eine
kleine Verbeugung machen (Zitat: "Mich
interessiert nicht Kunst, sondern Künstler [=
Maenner!]"), um sogleich dafuer zu sorgen,
dass innerhalb der Mauern seines Museums
jeglicher Deutungsanspruch zurueckgewiesen
wird. Man kauft nicht umsonst ein.
Greift Kritiker an, weicht ihnen nicht aus,
attackiert sie, werdet, wenn noetig, auch
persoenlich, schlagt sie, tretet sie, wo immer
ihr sie trefft! Seid gewiss, dass sie es immer,
und mit guten Gewissen, bei Euch machen
werden.